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Train the Trainer: Schwangerschaftsabbruch für Migrant*innen in Deutschland

Eine der Kampagnen, an der sich die meisten feministischen Gruppen und Organisationen beteiligen, ist die Kampagne für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland. Im Wesentlichen wird die Abschaffung des Strafrechtsparagraphen 218 gefordert, nach dem alle Personen, die an einem Schwangerschaftsabbruch beteiligt sind, bestraft werden können.

Eine Ausnahme im Strafgesetzbuch scheint den Schwangerschaftsabbruch teilweise zu entkriminalisieren: Paragraf 218a. Dieser erlaubt es Frauen* einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, wenn sie ein bestimmtes Verfahren einhalten, zu dem auch die Teilnahme an einem Beratungsgespräch gehört. In diesem Gespräch werden sie nach ihren Gründen für einen Schwangerschaftsabbruch gefragt. Erst danach ist eine Abtreibung möglich.

Dieses Gesetz hindert Frauen* zwar nicht daran eine Abtreibung vorzunehmen, aber es hat das Verfahren kompliziert, emotional anstrengend sowie kostspielig gemacht und mit Hindernissen durchzogen, von denen Migrant*innen besonders betroffen sind.




In der von Lail geleiteten Fortbildung für Migrant*innen sprachen wir über unsere Zweifel und Erfahrungen. In unserer Verantwortung liegt es die Bedeutung dieses Themas für Migrant*innen zu verstehen und miteinander aktiv in den Austausch zu gehen.


Mit welchen Hindernissen sind Migrant*innen konfrontiert? Wie wirken sich unsere kulturellen Unterschiede auf unsere Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch aus? Wie können wir jene Frauen* beraten, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen wollen? Dies sind nur einige der Fragen, die während des Workshops aufkamen.


Der Schlüssel zu dieser Diskussion war das Verständnis des Mangels an Informationen über den tatsächlichen Prozess, der mit der Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch verbunden ist. Nicht nur in Bezug auf die physischen Folgen einer Abtreibung, sondern auch in emotionaler Hinsicht.

Lail erläuterte, wie sich eine chemische Abtreibung im eigenen Haus emotional auswirkt. Bei einem chemischen Abbruch sieht die Frau*, wie ihre Zellen absterben - ähnlich wie bei der Menstruation, nur intensiver.


Bei der chirurgischen Methode muss die Frau* die Blutung nicht miterleben, aber sie ist mit anderen Folgen der Operation und höheren Kosten des Verfahrens konfrontiert.

Wie uns Lail erklärte, gehen die Ärzte häufig nicht auf das Trauma der Patient*innen ein und es existiert keine wirksame Nachsorge für Frauen*. Niemand sagt ihnen zum Beispiel, dass die Auswirkungen der Schwangerschaft bis zu einem Jahr nach der Abtreibung andauern können, mit all den emotionalen Folgen, die dies mit sich bringt.

Noch heute werden Frauen* also, die sich für eine Abtreibung entscheiden weiterhin gesellschaftlich bestraft.




Diese Faktoren verstärken sich noch, wenn es sich um Migrant*innen handelt, wenn beispielsweise ihre Religion, Kultur und Sprache nicht respektiert werden. Wenn ihnen die Informationen nicht angemessen und – warum ausnahmsweise auch nicht einmal - in liebevoller Weise vermittelt werden. Viele Migrant*innen lassen abtreiben, ohne dass ihre Familien dabei sind, d. h. sie sind mit diesem Thema vollkommen allein und kämpfen währenddessen bereits mit zahlreichen anderen Themen, wie beispielsweise ihrem Recht auf Aufenthalt. Es ist wichtig, all dies zu berücksichtigen, um Workshops, Beratungen und Begleitungen in einer Art und Weise durchzuführen, die der Realität von Migrant*innen gerecht wird.


Als Space2groW wollen wir jene Menschen stärken und nicht ein Modell replizieren, das Migrant*innen und Flüchtlingsfrauen* als zu bemitleidende Menschen definiert. Wir wollen deutlich machen, dass es zu den mutigsten Dingen gehört, die ein Mensch tun kann: zu migrieren!

Unter diesem Gesichtspunkt wollen wir uns an allen Kampagnen zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs beteiligen - für gestärkte Migrant*innen.

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